Informationen zur Geschichte des Vereins
Das Gründungsjahr wird mit 1798 angegeben. Aus diesem Jahr datiert die älteste Plakette. Der Verein kann aber durchaus älter sein, wie bei vielen unserer Umgebung. Nicht beweisbar sind mündliche Überlieferungen, die davon sprechen, dass Plaketten früher für den Kirchbau bzw. in Notzeiten abgegeben worden sind. So bleibt es also bei dem Gründungsjahr 1798.
Aus den ersten Jahren und Jahrzehnten ist nicht viel zu berichten. Es finden sich nur wenige schriftliche Aufzeichnungen. Von den alten Leuten wurde berichtet, dass das Schützenfest früher am Martini-Tag (11.11.) stattfand. So finden wir es 1841 vermerkt, dass die Kolonen Wöhle und Reker um die Erlaubnis bitten, zu diesem Termin das Fest „in althergebrachter Weise“ feiern zu dürfen. Dieser Termin bleibt etwa bis 1890-95. Von der Zeit an – vielleicht vom 100jährigen Jubiläum ab – wurde die Feier auf den Montag vor Pfingsten verlegt.
Ursprünglich wurde nur montags gefeiert. 1919 hatte der Verein 114 Mitglieder (bei einer Einwohnerzahl von 600). Von diesem Jahr an schoss man zwei Könige aus, einen sogenannten „alten“ und einen sogenannten „jungen“ König. In diesem Jahr schaffte man statt der bisher üblichen Hüte Schützenmützen an. 1923 wurde eine Vereinsfahne angeschafft. Man bezahlte damals – es war Inflation – mehrere Millionen Mark.
Im selben Jahr, am 26.8.1923, weihte man das Kriegerdenkmal ein. Vorher hatte ein solches in Verbindung mit dem Missionskreuz seit 1919 an der Nordseite der alten Kirche gestanden. Dieses neue Denkmal stellte der Steinmetz Buß aus Osnabrück her. Die Figur, ein sterbender Soldat mit Engel, eine damals häufig zu findende Darstellung, schuf ein Bildhauer aus Sendenhorst bei Münster.
In den zwanziger Jahren wurde das Fest erweitert: Man begann am Sonntag mit dem Schießen, machte am Nachmittag einen Umzug und veranstaltete danach den Festball. Am Montag setzte man von jetzt an das Fest fort mit Gottesdienst, Kranzniederlegung und Königsschießen und Proklamation.
Ein sogenannter „Kriegerverein“ existierte bis etwa 1945. Sein erster Vorsitzender war zuletzt der erste Speller Arzt, Dr. Samson. Dieser Verein wurde nach dem 2. Weltkrieg vom Schützenverein Spelle übernommen, wobei zu erwähnen ist, dass seine Mitglieder bereits vorher schon gleichzeitig Mitglieder des Schützenvereins waren.
So kommt es, dass der Schützenverein Spelle seitdem eine sogenannte „Kriegsvereinsfahne“ führt. Seit derselben Zeit gibt es übrigens auch berittene Hauptleute und Offiziere beim Schützenzug, was vorher wohl nur beim Jubiläum im Jahre 1923 der Fall war. Ebensfalls nach dem zweiten Weltkrieg entstand ein Spielmannszug, unter der Leitung von Hans Boddin, der es in den Jahren seines Bestehens zu einigen beachtlichen Erfolgen bei heimischen und internationalen Wettbewerben gebracht hat. Ihm wurde 1971/72 ein Juniorenspielmannszug angeschlossen.
Am 30. Mai 1965 wurde nach längeren Vorbereitungen das neue Kriegerdenkmal eingeweiht, das anlässlich der 1100-Jahr Feier der Gemeinde Spelle weitgehend restauriert und verschönert wurde. Im Jahr 1973 fand im Beisein einer Vielzahl benachbarter Vereine und vieler Gäste das Jubelfest zum 175-jährigen Bestehen statt. Aus diesem Anlass wurde für den Verein eine neue Fahne geweiht. Das Leben und Treiben der Schützenvereine hat sich seit den Anfängen um vieles verändert. Der Ernst und die Not, die früher dahinter steckten, sind verschwunden. Die flatternden Fahnen und die phantasievollen Uniformen, die begehrten Orden und die blanken Plaketten an den Königsketten, die vielversprechenden Titel (Oberst, Hauptmann, Kommandeur, Offizier, Fähnrich, Adjutant usw.) und der Wettkampf um die Königswürde und den Thron, das alles ist ein harmloses Vergnügen und jedem zu gönnen. Die Schützenvereine heute haben eine Gemeinschaft fördernde Rolle. Daneben aber sollen sie Wahrer alter Traditionen und alten Brauchtums sein, im besten Sinne des Wortes. Als solche können und sollen sie viel für die Heimatpflege und Heimatverschönerung tun.